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Reha 2.0
Es gab Tage, da verfluchte ich den Job. Vor zwei Jahren, als es begann, war ich nicht scharf darauf gewesen. Hätte Martin, der Projektleiter, nicht permanent nachgehakt, mich zu überreden, wäre mein Leben heute unkomplizierter. Vor allem die unregelmäßigen Ruhephasen machten mich allmählich fertig. Manchmal schlief ich schon mal acht Stunden durch, doch heute war nicht so ein Tag.
Ich zuckte zusammen, als der Wecker des Mobiltelefons sein schrilles Piepsen hören ließ. Mit fahrigen Bewegungen tastete ich danach und schaltete den Alarm aus. Auf dem Display eine Nachricht von Martin: »Sei bitte pünktlich! Der Proband ist für den heutigen Durchgang vorbereitet. Olaf geht davon aus, dass wir ihn in spätestens einer Stunde synchronisiert haben. Du musst nahtlos für eine Sitzung zur Verfügung stehen.«
Ich warf das Telefon aufs Bett. Idiot! Als wüsste ich das nicht! Nicht eine Einzige hatte ich in den vergangenen zwei Jahren versäumt. Ich wünschte, ich hätte das mal getan. Vielleicht wäre ich dann heute noch dieselbe, die ich zu Beginn des Projekts war.
Ich blickte mich in dem spartanisch eingerichteten Raum um, in dem das Bett stand, dass ich während der tagübergreifenden Dienste benutzen durfte, in denen es nicht lohnte, nach Hause zu fahren. Ein fürchterlicher Raum. Keine Fenster und ständig das Säuseln der Klimaanlage. Das Institut ist eben keine Wellness-Oase.
Ich erhob mich und blickte in den Spiegel, der über dem winzigen Handwaschbecken hing. Meine Güte, wie ich aussah! Die Haare strähnig, Ringe unter den Augen. Liebend gern hätte ich jetzt geduscht, oder mir zumindest frische Kleidung angezogen, aber dazu blieb keine Zeit. Ich musste pünktlich sein. Kaltes Wasser ins Gesicht, ein paar Mal mit der Bürste durch die Haare und los.