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Diese Geschichte war ein Beitrag für die Anthologie "Die magnetische Stadt" - 2014 Collection of Science-Fiction Stories vom Verlag für moderne Phantastik. In diesem Falle gab es eine klare Themenvorgabe, der man als Autor folgen musste:
Eine Krankheit rafft einen großen Teil der Menschheit nieder. Heilung scheint ausgeschlossen. In ihrer Verzweiflung unterwirft sich jeder, der es sich leisten kann, einer völlig neuen, ungetesteten Technologie: Man lässt sein Bewusstsein - das Ego - in das Hochleistungsgehirn eines künstlichen Körpers übertragen. Nach und nach entsteht so eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Völlig unerwartet findet man schließlich die Heilung gegen die Krankheit und weitere "Übertragungen" sind nicht mehr erforderlich. Wie geht die Gesellschaft damit um?
Die folgende Geschichte entstand unter dieser Prämisse:
»Machen Sie Feierabend, Alina.« Dr. Wagner schloss die Tür zu seinem Behandlungsraum. »Es kommt doch sowieso niemand mehr.«
Sie sah von ihrem Monitor zu ihm auf. »Ich muss nur noch diese Listen hier abgleichen, Herr Doktor. Gehen Sie ruhig. Ich schließe nachher schon ab.«
Dr. Wagner trat an die Theke heran. »Kann es sein, dass Sie das nur tun, um nicht nach Hause zu müssen? Wie geht es denn Ihrem Mann?«
Alina lachte lautlos auf. »Wie soll es ihm gehen? Wie ist denn die Beziehung zu Ihrer Frau, seit wir wissen, dass der Impfstoff gegen das NT-Virus funktioniert?«
Er überlegte einen Augenblick. »Sie haben ja recht. Genau betrachtet war die Übertragung in Androidenkörper ein schwerer Fehler, aber das wusste man ja vorher nicht. Als Lisa mit der Nachricht vom Institut heimkam, dass sie sich mit NT infiziert hatte, hätte ich alles getan, um ihr Leben zu retten.«
»Eben. Und wir hatten sogar einen Kredit aufgenommen, um Kevin einen dieser Körper kaufen zu können. Es sah doch alles so gut aus. Ich kann es einfach nicht verstehen.«
Dr. Wagner nahm sich einen Bürostuhl und setzte sich zu Alina hinter die Theke. »Lassen Sie mich raten: direkt nach der Übertragung des Bewusstseins war noch alles in Ordnung. Sein Leben war nicht mehr gefährdet, und auch seine körperliche Leistungsfähigkeit schien normal. Ich weiß, dass es indiskret ist, aber haben Sie noch eine richtige Ehe geführt?«