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Benommen richtete Calph sich auf und blickte sich um. Auch die anderen Zylinder öffneten sich nacheinander und gaben den Blick auf seine Freunde frei.
„Das war widerlich!“, beschwerte sich Anima, die sich offenbar übergeben hatte.
Auch die Anderen machten keinen sehr entspannten Eindruck.
„Was ist schief gegangen?“, wollte Kitron wissen.
„Nichts ist schief gegangen“, sagte Calph. „Schaut Euch doch einfach mal um. Dieser Raum hier sieht doch anders aus, als der Raum, in dem wir uns hingelegt haben. Freunde, wir sind am Ziel. Willkommen auf Taron!“
„Wie, in diesem Augenblick sollen wir tatsächlich viele Lichtjahre gereist sein?“, wunderte sich Rani, „Ich kann es kaum glauben. Das muss ich sehen. Können wir nach draußen gehen?“
„Nicht so schnell“, sagte Calph. „Wir werden erst mal unsere Sachen ausziehen und uns mit zweckmäßiger Expeditionskleidung aus dem Lager ausstatten.“
„Was ist an meiner Kleidung auszusetzen?“, fragte Sami und drehte sich im Kreis.
„Nichts“, meinte Thoman, „gar nichts, wenn du zu Hause ausgehen wolltest. Aber du hast doch nicht vor, in diesem kurzen Röckchen eine Welt zu erkunden, oder?“
„Also runter mit den Sachen und jeder sucht sich etwas Passendes aus dem Lager“, ordnete Calph an. „Wir alle gehen auf keine Modenschau, sondern sind auf einer Forschungsexpedition.“
Calph musste etwas suchen, bis sie das Lager gefunden hatten und die dort lagernden Kleidungsstücke passten ihnen auch nicht perfekt, doch sie würden ihren Zweck erfüllen. Bevor sie die Außenschleuse betraten, nahm sich noch jeder von ihnen eine Verpflegungsration und ein Sanitätspack mit und band sie sich an den Gürtel der Kombination. Dann ging es los.
Calph drückte die Taste für den Öffnungsmechanismus und die große Schleuse fuhr auf.
Sie hatten gewusst, dass sie sich auf einer fremden Welt befanden, doch hatten sie nicht mit dem gerechnet, was sie nun zu sehen bekamen.
Es war hell. Sehr hell. Und die Farbe des fast wolkenlosen Himmels spielte etwas ins Violette. Es war für sie eine Welt der Fehlfarben. Die Luft wirkte frisch und klar. Erst jetzt wurde ihnen klar, wie leichtsinnig sie gewesen waren, als sie ohne eine Prüfung der Qualität der Außenluft die Schleuse geöffnet hatten.
Die Vegetation um den Synthetisierer herum bestand in erster Linie aus niedrigen, grasartigen Pflanzen von fast schwarzer Farbe. In der Ferne konnte man erkennen, dass es auch so etwas, wie Bäume gab, die vereinzelt aus der Ebene in die Höhe ragten. Weiter weg erhob sich ein Gebirge, über dem eine fast weiße Sonne schien, die größer wirkte, als die Sonne, wie sie sie auf der Erde gewohnt waren.
„Es wirkt irgendwie trostlos“, stellte Anima fest. „Lasst und wieder nach Hause zurückkehren.“
„Bist du verrückt?“, fragte Calph. „Wir haben den Synthetisierer noch nicht mal verlassen und du willst schon wieder zurück? Jetzt geht es doch erst richtig los. Ihr werdet schon sehen – es wird ein Riesenspaß.“
„Und? Wie soll es jetzt weitergehen?“, wollte Thoman wissen, „Hast du einen Plan?“
Calph gab keine Antwort, sondern fingerte an seinem Rucksack herum, in dem seine Ausrüstung für die Expedition steckte. Er zog ein elektronisches Fernglas hervor und schaltete es ein. Während er die gesamte Gegend nach etwas Interessantem absuchte, scharrten die Anderen mit den Füßen im Sand und langweilten sich.
„Na, das ist vielleicht ein Riesenspaß hier“, maulte Rani. „Dafür habe ich jetzt zu Hause einen Riesenärger riskiert. Ich kann mir schon jetzt vorstellen, was meine Eltern sagen werden, wenn ich wieder dort erscheine. Das gibt Hausarrest bis zu meinem Lebensende.“
Kitron nahm sie tröstend in den Arm.
„So schlimm wird es schon nicht werden, mein Schatz“, sagte er. „Das stehen wir gemeinsam durch. Ich komme mit zu deinen Eltern, ok?“
Rani sah ihn dankbar an und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
„Da ist was!“, rief Calph plötzlich ganz aufgeregt. „Das müsst Ihr Euch anschauen!“
Er reichte das Glas an Anima weiter und deutete in eine Richtung. „Schau in diese Richtung. Es ist vor dieser Felszacke, die man dort hinten erkennen kann.“
Anima starrte eine Weile mit dem Fernglas in die bezeichnete Richtung, dann stieß sie einen überraschten Ruf aus.
„Dort ist eine Stadt!“, rief sie und war nun ebenfalls aufgeregt.
„Lass mich sehen!“, forderten Thoman, Rani und Kitron, wie aus einem Munde.
Anima stellte die Vergrößerung noch höher und stieß immer neue Überraschungsäußerungen aus.
„Was siehst du?“, fragte Sami, „Lass uns doch endlich auch mal schauen ...“
Widerwillig gab sie das Gerät weiter.
„Da hinten liegt wirklich eine Stadt“, sagte Anima aufgeregt. „Ich habe Türme und Häuser gesehen – allerdings wirkte es alles sehr alt.“
„Dann haben wir ja jetzt ein Ziel“, sagte Calph. „Lasst uns diese Stadt erforschen.“
„Moment mal“, wandte Kitron ein, „wir können doch nicht einfach dort hinmarschieren, nett winken und ihnen sagen, wir wären die Neuen. Wir wissen doch überhaupt nicht, was das für Wesen sind und ob sie uns freundlich gesinnt sind.“
„Hast du etwa Schiss?“, fragte Calph, „Monatelang beschwert Ihr Euch darüber, dass es immer so langweilig ist und jetzt, wo es etwas Nervenkitzel gibt, da kneift Ihr.“
„Calph hat recht“, sagte Anima. „Es macht bestimmt Spaß, diese Stadt anzusehen.“
Kitron war noch nicht überzeugt.
„Was ist, wenn sie uns gefangen nehmen und wir nicht mehr hierher zurückkehren können? Sind wir dann auf immer hier gefangen? Was, wenn sie uns verletzen oder gar töten? Calph, das ist nicht wirklich witzig.“
„Ich hätte nie geglaubt, dass du so eine Memme bist, Kitron“, sagte Calph verächtlich. „Wir sind zwar hier auf dem Planeten Taron, aber wir sind gleichzeitig auch zu Hause auf unseren Liegen. Diese Körper hier sind nur geborgt, auch, wenn sie Euch wie Eure echten Körper vorkommen.“
Rani hob ihre rechte Hand und betrachtete sie, während sie sie bewegte. Sie fühlte mit der Hand über ihren Körper.
„Das fühlt sich aber verdammt echt an“, sagte sie schließlich. „Wie sehen diese Körper denn von innen aus? Sind das quasi Roboter?“
„Nein Rani, es sind Körper aus Fleisch und Blut. Sie sind, wie unsere Echten. Sie wurden ja gescannt, bevor die Daten an den Synthetisierer gesandt wurden.“
„Wir können jetzt noch lange herumdebattieren“, sagte Anima, „aber ich finde, wir sollten uns auf den Weg machen. Die Sonne dort oben wird auch irgendwann untergehen. Calph, du könntest dich um ein Fahrzeug kümmern, damit wir in diese Stadt fahren können.“
„Fahrzeug?“, fragte Calph verständnislos, „Wir werden laufen.“
„Laufen?“, fragten die Anderen im Chor, „Bist du wahnsinnig? Wie lange soll denn das dauern?“
Calph blickte in Richtung der fernen Stadt und überlegte.
„Nun, es werden sicher etwa drei bis vier Stunden, wenn wir sofort loslaufen, denke ich.“
Sami machte ein gequältes Gesicht und sah, dass es den Anderen nicht anders ging.
„Ich will nicht so weit laufen müssen“, sagte sie schließlich und stampfte mit ihrem Fuß auf.
„Sei nicht kindisch!“, schimpfte Calph. „Ihr wolltet ein Abenteuer, jetzt bekommt ihr Eines.“
„Haben wir wenigstens Waffen dabei?“, wollte Thoman wissen. „Wer weiß, wovor man sich verteidigen muss.“
„Wir haben Messer“, belehrte sie Calph.
„Messer?“, fragte Thoman ungläubig, „Keine Laserwaffen, keine Gravitationsimpulsstrahler, nicht mal ein Projektilwerfer?“
„Nein, Messer“, sagte Calph. „Lasst uns endlich aufbrechen.“
Er nahm seinen Rucksack auf, nachdem er das Fernglas verstaut hatte und schnallte ihn auf seinen Rücken. Ohne sich noch einmal umzusehen, lief er los. Die Anderen mussten wohl oder übel hinterher, wenn sie nicht allein am Synthetisierer zurückbleiben wollten. Sie hatten Glück, dass die Temperaturen einigermaßen angenehm waren und es nicht Niederschläge wie Regen oder Ähnliches gab. So mussten sie nur immer einen Fuß vor den Anderen setzen und darauf achten, nicht zu stürzen.
Nachdem sie anfangs noch gejammert hatten, weil ihnen die Beine weh taten, schienen sie sich nach einiger Zeit an das Laufen zu gewöhnen. Sie kamen recht gut voran, hatten jedoch zunächst nicht das Gefühl, der Stadt näher zu kommen. Die Vegetation veränderte nach einiger Zeit ihr Bild und die Gräser wurden immer mehr von niedrigen Büschen ersetzt, die ihnen bis zum Knie reichten und zwischen denen sie sich ihren Weg suchen mussten. Die Blätter der Büsche waren hart und scharfkantig, ihre Farbe ebenso dunkel, wie zuvor die Gräser. Der einzige Unterschied waren die vielen bunten Blüten, welche die Büsche zierten und die der Szenerie etwas Freundliches verliehen. Manchmal huschte, aufgescheucht durch ihre Stiefel, ein kleines Tier an ihnen vorbei. Meist waren es kleine, pelzige Tiere auf sechs Beinen, mit einem platten, langen Schwanz und kleinen spitzen Ohren. Sie waren neugierig, ergriffen jedoch sofort die Flucht, wenn man ihnen zu nahe kam. Offenbar waren sie harmlos. Sami nannte sie ganz spontan Präriebiber, obwohl nicht einmal klar war, ob es sich um ein Nagetier handelte.
„Was ist das denn dort?“, fragte Calph und deutete nach oben, wo ein Tier vorbeiflog, wie sie es auch noch nie gesehen hatten. Es sah aus, wie ein zu lang geratener Vogel, der ein zweites Paar Flügel besaß. Die vorderen Flügel waren kleiner und kürzer, als die Hinteren und endeten in spitzen Klauen. Lange, kräftige Beine mit Greifklauen machten deutlich, dass es sich um ein Raubtier handeln müsse.
„Das ist wohl die Taron-Version eines Vogels“, vermutete Kitron. „Er sieht nicht sehr freundlich aus.“
„Wir müssen immer daran denken, dass dies für uns ein absolut fremder Planet ist“, sagte Calph. „Vielleicht sind diese Tiere harmlos, aber genau so gut könnte es sein, dass sie uns angreifen, sobald sie uns entdecken. Wir sollten unsere Augen offen halten.“
„Also ich werde mir ein paar handliche Steine in die Taschen stecken, damit ich wenigstens damit werfen kann, wenn es nötig ist“, sagte Rani. „Ich wünschte mir wirklich, wir hätten wenigstens eine richtige Waffe dabei.“
„Waffen gehören nach der Philosophie des Instituts nicht zu einer Forschungsexpedition“, erklärte Calph. „Meine Eltern gehen auch niemals bewaffnet auf eine fremde Welt hinaus.“
„Eine wirklich blöde Philosophie!“, schimpfte Kitron. „Hast du dir diese Vogel angesehen? Wenn der es auf uns abgesehen hätte, hätten wir jetzt ein Problem.“
„Nun beruhige dich mal! Er ist doch nur vorbeigeflogen, oder?“
Kitron brummte etwas und ließ sich etwas zurückfallen, um Rani Gesellschaft zu leisten, die allmählich müde wurde.
„Wir sollten eine Pause machen“, schlug Sami vor. „Ich kann nicht mehr und muss mich unbedingt einmal hinsetzen.“
„Keine gute Idee“, meinte Calph, „Ihr seht doch selbst, dass die Sonne allmählich hinter dem Gebirge verschwindet. Wir sollten es bis zur Stadt schaffen, sonst müssen wir hier im freien kampieren.“
„Was ich sogar für besser halten würde“, sagte Thoman. „Wir wissen doch überhaupt nicht, ob wir in dieser Stadt überhaupt willkommen sind.“
„Wie weit ist es denn eigentlich noch?“, wollte Rani wissen.
Calph packte sein Fernglas aus und schaltete es ein. Konzentriert blickte er hindurch und setzte es nach einiger Zeit wieder ab.
„Hmm“, machte er.
„Was ist?“, fragte Rani, „Was hast du gesehen?“
„Also meine Schätzung war nicht sehr gut“, gab er zu. „Wir werden bestimmt noch ein paar Stunden laufen müssen, bevor wir dort sind. Allerdings kann man jetzt schon viel mehr erkennen, als von unserem Startpunkt aus. Wie es aussieht, sind die meisten der Gebäude verfallen. Ich bezweifle, dass diese Stadt noch bewohnt ist.“
„Und dafür haben wir solche Strapazen auf uns genommen?“, ereiferte sich Kitron. „Ich fasse es nicht. Du hast uns einen Riesenspaß versprochen, Calph. Davon sehe ich aber weit und breit nichts.“
„Na, ein bisschen anders hatte ich mir diese Sache auch vorgestellt“, gab er zu, „aber jetzt, wo wir nun mal hier sind, können wir wenigstens einen Blick auf diesen Ort da hinten werfen, oder? Allerdings müssen wir wohl wirklich hier im Freien übernachten. Den Rückweg würden wir jetzt sowieso nicht mehr schaffen.“
„Heißt das, wir müssen unter freiem Himmel schlafen?“, wollte Sami wissen und die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Nein, das müssen wir nicht“, beruhigte sie Calph. „Wir haben einen Feststoffprojektor für ein Zelt dabei. Soweit ich weiß, reicht die Nuklearbatterie darin für mindestens fünf Übernachtungen – bei guter Wetterlage sogar noch viel länger. Meine Eltern hatten einmal so ein Ding mit nach Hause genommen, als ich noch kleiner war und unbedingt draußen im Garten schlafen wollte. Wartet, ich zeig es Euch.“
Er grub in seinem Rucksack herum und fischte schließlich einen kleinen, grünen Kasten heraus, der vollkommen unscheinbar wirkte. Er entfernte sich einige Schritte, stellte den Kasten auf den Boden und drückte eine Taste auf der Oberseite. Dann trat er zurück und beobachtete den Kasten. Bereits nach kurzer Zeit begann er zu brummen und klappte auseinander. Eine Art Antenne wurde freigelegt und begann zu leuchten. Nur Sekunden später knallte es laut und eine mehrere Meter durchmessende Halbkugel umgab den Kasten. Das Leuchten wurde immer schwächer, doch die Halbkugel blieb bestehen. Als das Brummen schließlich völlig verstummt war, deutete Calph auf das Gebilde und sagte: „Das, meine Freunde, ist unsere Behausung für die Nacht. Sie wehrt Wettereinflüsse ab, sowie Tiere und andere Gefahren. Nur wir – also das Team – kann durch diese Wand ins Innere gelangen. Was sagt Ihr?“
„Wahnsinn!“, entrann es Thoman, der bereits an der Halbkugel stand und mit seiner Hand darüber strich. „So etwas habe ich bisher noch nie gesehen.“
Calph lächelte.
„Wenn du kräftig gegen die Oberfläche drückst, gelangst du durch die Wand hindurch ins Innere“, sagte er. „Das gilt nur für uns. Alles Andere bleibt draußen. Der Boden der Zelle ist mit einer Kraftfeldmatratze ausgestattet und kann beheizt werden. Wir werden also heute Nacht gut schlafen können.“
„Und was ist mit Essen?“
„Da haben wir leider nur die Konzentratwürfel in den Rucksäcken“, meinte Calph bedauernd. „Ich weiß, die Dinger schmecken grässlich. Unser Hauptproblem ist allerdings nicht das Essen, sondern das Wasser. Wir haben auf dem Weg hierher schon verdammt viel davon getrunken. Wir müssen unbedingt irgendwo unsere Bestände auffüllen.“
Kitron drehte sich im Kreis und blickte sich um. „Wasser? Hier? Schaut Euch doch um. Das ist wie Prärie. Absolut trocken.“
Als Kitron in die untergehende Sonne blickte, hörten sie plötzlich einen gellenden Schrei. Direkt aus dem Licht der Sonne schien ein Schatten auf sie zu zu fliegen. Es war einer der vierfach geflügelten Vögel, wie sie bereits einen gesehen hatten.
„Kitron, Achtung!“, schrie Rani, „Auf den Boden!“
Kaum hatte sie es ausgesprochen, lag sie bereits auf dem Boden und duckte sich hinter einen Busch. Kitron zögerte einen Augenblick, dann brachte er sich mit einem weiten Sprung aus der Flugbahn des Vogels in Sicherheit, der seine Beinklauen und seine Klauen an den Vorderflügeln nach vorn ausgestreckt hielt. Erst aus der Nähe konnten sie sehen, wie groß dieses Tier wirklich war. Sie hatten geglaubt, dass sie das Ziel dieses Raubvogels waren, doch das war überhaupt nicht der Fall. In niedriger Höhe flog er über sie hinweg und näherte sich einem braunen Schatten in geringer Entfernung, den sie bisher noch überhaupt nicht bemerkt hatten.
Rani sprang auf, so wie der Vogel an ihr vorbei war und holte ihre Steine hervor, die sie am Tag gesammelt hatte. Wütend warf sie sie dem Tier hinterher und traf gleich beim ersten Mal. Der Vogel schüttelte sich kurz und stürzte sich dann auf den Schatten am Boden. Ein markerschütterndes Jaulen ließ sie erschauern. Rani war nicht mehr zu bremsen und warf einen Stein nach dem Anderen hinter dem Vogel her. Sie warf gut, denn fast jeder Wurf traf ihn an Kopf oder Flügeln. Nur wenige Sekunden später schlug er mit allen seinen Flügeln und hob wieder ab. Er stieß noch einen seiner gellenden Schreie aus, dann zog er weiter und verschwand bald aus ihrer Sicht.
„Mensch Rani“, sagte Sami, „du warst ja wild, wie eine Furie. Du hast das Vieh vertrieben.“
Rani stand schwer atmend da und starrte in die Dämmerung hinein, wo kurz vorher dieses Jaulen zu hören gewesen war.
„Was er wohl erwischt hat?“, fragte sie. „Meint Ihr, wir sollten nachsehen?“
„Na, ich weiß nicht“, meinte Anima. „Wenn es auch ein Raubtier ist?“
„Wenn es dir lieber ist, dass dieses Vieh heute Nacht um unser Zelt herumschleicht“, meinte Rani achselzuckend. „Ich habe noch Steine und werde jetzt nachsehen. Kitron, gib mir mal deine Handlampe.“
„Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein nachsehen lasse. Ich komme natürlich mit.“
Er blickte sich nach den anderen um.
„Sonst noch jemand?“
Niemand antwortete.
„Das zum Thema Angst“, sagte er und sah Calph direkt an.
„Man muss ja nicht unbedingt den Helden spielen, oder?“, verteidigte sich Calph.